Infiziert – sein Virus heißt Modellbau
(Quelle: Dewezet, 20.05.2011)
Rund 200 Feuerwehrfahrzeuge hat Werner Steinbrück nachgebaut, insgesamt sind es wohl über 550, schätzt der Lauensteiner. Fotos: gro
Für den detailgenauen Nachbau müssen Modelle oftmals komplett auseinandergeschraubt werden.
Lauenstein. Alarm! In einem Wohnhaus ist Feuer im Obergeschoss ausgebrochen. Das Tanklöschfahrzeug 16-25 aus Lauenstein, ein Magirus, ist vor Ort. Schläuche werden ausgerollt. An der Ostseite des Hauses besteigt ein Brandschützer gerade eine Leiter. Bürger stehen auf der Straße und beobachten das Geschehen. Es herrscht offenbar hektische Betriebsamkeit.
Es ist nicht die Wirklichkeit, sondern ein Szenario, das aber mancher Feuerwehrmann schon einmal erlebt hat. Dieser Brandeinsatz ist Teil eines Dioramas – eines Schaubildes aus klitzekleinen Modellen. Werner Steinbrück aus Lauenstein hat dieses detailgenaue Diorama geschaffen – im Maßstab von 1:87.
Seit über 30 Jahren ist der 48-jährige Steinbrück Mitglied in der Lauensteiner Feuerwehr. Vor zehn Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für den Modellbau und hier insbesondere die für Feuerwehrfahrzeuge. „Ich wollte sie auch in klein haben und das genau so, wie sie auf der Straße fahren“, sagt Werner Steinbrück.
Die ersten nachgebauten Modelle seien dann die Fahrzeuge der Feuerwehr Lauen-stein gewesen. Begonnen habe Steinbrück mit einem Tanklöschfahrzeug. „Da ist sogar das polizeiliche Kennzeichen HM-CU 231 dran, mit TÜV- und ASU-Stempel; unser Wappen ist auf der Tür und das Fahrzeug mit der Mannschaft besetzt. Genau so wollte ich es haben“, sagt Steinbrück. Viel Mühe habe dazugehört, bis alles so klappte, wie es sich der Lauensteiner vorgestellt hatte. Er habe sich bei Freunden und anderen Modellbauern zunächst Tipps und Tricks für den Modellbau holen müssen.
Die Modell-Anfertigung nach Original-Vorbild dauere meist mehrere Stunden, sagt Steinbrück, denn das Modell müsse in alle Einzelteile zerlegt werden. Ruhige Hand, ein gutes Auge, Farbe, Spachtel, gutes Licht, Pinzette und Kleinschraubenzieher sind für sein Hobby erforderlich – vor allen Dingen aber viel Geduld. „Hektik und Ungeduld sind hier fehl am Platz“, meint der 48-Jährige.
Mittlerweile ist Steinbrück im Modellbau im Maßstab von 1:87 ein „alter Hase“, und insbesondere die Feuerwehrkameraden im ganzen Landkreis Hameln-Pyrmont schätzen seine Kunst und Fertigkeit. Zehn Dioramen hat er mittlerweile geschaffen. Und manch ein Feuerwehrmann erkennt darin sein Fahrzeug, seine Ortswehr oder seinen Zug wieder – die Fahrzeuge der Wehren aus Lauenstein, Salzhemmendorf, Coppenbrügge und Börry sowie der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Kirchohsen und des kompletten ABC-Zuges des Landkreises hat Steinbrück bereits nachgebaut, dazu Einzelfahrzeuge aus Thüste, Wallensen, Ockensen, Benstorf und Bad Münder.
„Gut 200 Feuerwehrfahrzeuge dürften das schon sein“, sagt Steinbrück. Nicht nur Feuerwehrfahrzeuge baut er mit Leidenschaft und größter Präzision nach. Schritt für Schritt kamen Lkw hinzu, ebenfalls orientiert am Original. Das seien noch einmal um die 350 Fahrzeuge, meint der Modellbauer.
„Wichtig sind die Details.“ Da fehlt kein Fahrer, keine Aufschrift, kein Cockpit – nicht einmal die Begeisterung des Fahrers für sein Heimatland, wie in einem Lkw, in dem eine britische Fahne über der Schlafcouch aufgehängt ist.
Den Wert der gesamten Sammlung beziffert der Sammler und Bastler auf rund 20 000 Euro. Für bestimmte Einzelexemplare würden andere Sammler sogar einige hundert Euro zahlen, sagt Steinbrück. „Verkauf ist aber bei mir grundsätzlich ausgeschlossen.“
Und warum macht er das Ganze und was ist das Besondere? „Ja, das kann ich heute auch nicht mehr so genau sagen. Es ist Leidenschaft und bei mir – ja, es ist schon ein Virus.“ Das kleine Detail reize ihn. Da gebe es die Fahrer, die er als weiße Figuren beziehe und dann nach lebenden Vorbildern bemale. Und es sei wohl auch der Besitzerstolz: „Wieder ein Unikat.“
Steinbrücks Frau teilt die Leidenschaft ihres Mannes nicht immer: „Ihr geht das manchmal auf den Zwirn, und sie würde mich am liebsten zum Mond schießen“, sagt Steinbrück mit einem Lächeln.